Die härteste und schönste Trekkingtour im Königreich Bhutan

Es haben mehr Menschen den Mount Everest bestiegen, als den Snowman Trek in Bhutan erfolgreich beendet

Das kann man gern glauben, die körperlichen Anforderungen dieser Reise sind extrem hoch.  Die klimatischen Gegebenheiten schwierig,  immer starker Wind, Temperaturen von minus zehn Grad auf den Pässen und manchmal  so viel Neuschnee, dass der Weg nicht mehr zu sehen ist. 

Ein  Trekking-Abenteuer der Superlative. Der Snowman Trek  gilt als einer der schwierigsten und zugleich schönsten Trekkingtouren der Welt. Er verbindet drei der am weitesten abgelegenen hohen Täler Bhutans, entlang der nördlichen Grenze zu Tibet. Schneebedeckte Sechs- und Siebentausender beeindrucken in der Entfernung auf der 350 Kilometer langen Wegstrecke.

Unzählige Pässe wurden bewältigt, der höchste auf 5.476 Metern. Aber Reiner und Helga Müller aus Schleching sind bestens trainiert, haben schon einige Trekking-Reisen im Himalaya und vielen Orten dieser Welt bewältigt und fanden beim Snowman Trek in Bhutan die größte Schwierigkeit bei den Wegen. Helga Müller schildert „die Wege sind durch die Tiere extrem ausgetreten, steinig und durch die Nässe ganz schlammig. Man muss bei jedem Schritt aufpassen, den richtigen Tritt-Stein zu finden und erst mit dem Stock  testen, sonst steckt man bis zu den Knöcheln im Schlamm. Die Konzentration auf den Weg war am anstrengendsten“. Bhutan ist  wasserreich von den Bergen und unterhalb der Baumgrenze sehr feucht, oberhalb der Baumgrenze wird es dann besser. Aber die Route geht jeden Tag rauf und runter, vom Pass ins Tal und wieder hinauf. 

29 Tage waren Reiner und Helga Müller mit Freund Hans Fahnauer und einem Begleitteam aus Bhutan unterwegs. Von Katmandu ging es per Flugzeug an den höchsten Bergen der Welt vorbei ins Königreich Bhutan nach Paro. 

Der erste Trekkingtag führt zum Tanktshan (tibetisch „Tigers Versteck“) Kloster, das sich  auf einer Höhe von gut 3000 Metern an eine steil aufragendende Felswand schmiegt  und mit einem Fußmarsch von drei Stunden und Aufstieg von 800 Metern zu erreichen ist. Hier zeigte sich die erste Enttäuschung: Massentourismus.  In einer langen Reihe gehen die  Menschen zum Kloster, die, die den Aufstieg nicht bewältigen konnten,  wurden mit Mulis heraufgeschafft.

 In den folgenden Tagen wurden Menschen-Begegnungen ganz rar, aber die wenigen bleiben den Reisenden stark in Erinnerung. Zum Beispiel erzählen Reiner und Helga von einem Zusammentreffen mit  bhutanesischen Yakhirten, die ihre  Herde von 80 bis 100 Tieren von der Sommerweide auf die Winterweide treiben mussten. „Mit Händen und Füßen und mit Hilfe von unserem Guide Sonam haben wir uns verständigt und haben das  Leben der Hirten  unter einfachen Planen gesehen. Die Oma im Hirtenzelt hat uns Yak-Käse angeboten, der war sehr hart und wir haben ihn lange im Mund hin- und hergeschoben, aber er hat satt gemacht“, erinnern sie sich. Unterwegs haben sie noch oft Yakbullen  gesehen, die frei in den Bergen leben und um die sie –auf Anraten ihres Guide- einen großen Bogen machen sollten. Von gefährlichen Kämpfen zwischen den wilden Yaks zeugten die zahlreichen Skelette an den Abhängen. Die Yak-Kühe  halten sich in der Nähe der Hirten auf und werden jeden Tag gemolken zur Käse- und Butterherstellung.  

Die komplette Verpflegung für die Reisenden und ihre Begleiter wurde auf Pferden mit transportiert, Koch Rinzey zauberte jeden Tag eine warme Mahlzeit, meist aus Reis oder Nudeln. Zwischenzeitlich haben die Pferde gestreikt, weil ihnen der Weg zu gefährlich erschien, dann halfen nur noch Überredungskünste. Für Aufregung sorgte eines Nachts der Ausbruch eines Teils der Pferde, die dann mühsam gesucht und eingefangen werden mussten, erzählt Reiner Müller. 

Snowman Run – ein Ultramarathon 

An eine weitere –absolut spektakuläre- Begegnung erinnern sich die Reisenden  mit großem Respekt. Sie trafen auf ihrem Trek die  Trainingsmannschaft für den Snowman Run, ein Ultramarathon,  das herausforderndste Rennen der Welt.  Die Läufer müssen die rund 300 Kilometer lange Strecke zwischen Gasa Dzong und dem Ziel in Kurjey in fünf (!) Tagen bewältigen. Es müssen dabei über 5.000 Höhenmeter überwunden werden mit dem Schlafsack und den Getränken auf dem Rücken. Bei einer Unterhaltung mit den Läufern erfuhren die Reisenden, dass die meisten der teilnehmenden Läufer  in Höhen über 4000 Meter leben und   Berufe, wie Ranger oder Polizist haben. Die Läufer  beklagten „dass die Schuhe immer nass sind und der Weg von Ortsunkundigen schwer zu finden ist, nur gekennzeichnet durch ab und zu ein rotes Fähnchen, so dass auch noch mehr Wegstrecke durch Verlaufen dazu kommt“ Weiter wird  berichtet, dass das ein Probelauf ist und im Jahr 2020 international ausgeschrieben werden soll. „Die Strecke, die wir an drei Tagen gelaufen sind, haben die Runner an einem Tag geschafft“ erinnert sich Reiner Müller. 

Der wundersame Raupenpilz

Nördlich der kleinen Stadt Laya auf einer Höhe von 4.500 Metern wundern sich die Reisenden über herrschaftliche Häuser und offensichtlichen Wohlstand. Es ist die Gegend, wo der wundersame Raupenpilz gefunden wird. Der wird schon seit Jahrhunderten in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet und man sagt ihm kräftigende und aphrodisierende Kräfte nach. Von ihren bhutanesischen Begleitern erfahren sie, dass gemunkelt wird, dass damit die chinesischen Sportler bei der Olympiade gedopt wurden. Die Familien in dem Gebiet um Laya graben den Pilz aus und bekommen für ein Kilo rund 20.000 Dollar. 

Eine Reise mit vielen Superlativen

Unterwegs konnte Reiner Müller, der die Strecke in Teilen schon vor drei Jahren gelaufen ist, viele positive Veränderungen im Land sehen, zum Beispiel wurde auf der Strecke zwischen Paro und Laya (rund 150 km) Strom mit Oberlandmasten gelegt, was durch die geologischen Gegebenheiten nur von Hand und ohne maschinelle Hilfe geht. Auch Handy-Empfang war möglich. 

Bhutan das Königreich des Glücks

Überhaupt zeigen sich Reiner und Helga Müller von den Grundbedingungen im Königreich Bhutan begeistert. Besonders von dem Ehrenkodex aus dem Jahr 1728, der besagt „wenn die Regierung kein Glück für das Volk schaffen kann, gibt es keinen Grund für die Existenz der Regierung“. 1972 hat der König wieder das „Glück“ zum obersten Ziel der nationalen Politik ausgerufen. Die Reisenden erfahren, dass 2015 eine Volksbefragung bei den Familien durchgeführt wurde,  Beamte hielten bei jeder Familie eine dreistündige Befragung mit einem 30-seitigen Fragebogen über die Zufriedenheit  ab. 

Der König und seine Familie sind im Land hoch angesehen, seine Ziele sind nicht nur die glücklichen Menschen im Land, er will einen zertifizierten Öko-Status in diesem Jahr erreichen. So kann schon jetzt 80 Prozent des von den Wasserkraftwerken im Süden erzeugten Stroms an Indien verkauft werden. Jeder gefällte Baum muss durch eine Neuanpflanzung ersetzt werden. Der Schulbesuch und das Gesundheitssystem sind für die Bevölkerung kostenlos. Das Rauchen in der Öffentlichkeit ist verboten, der Import von Zigaretten auch, berichten Reiner und Helga Müller. 

Sie bestätigen, dass es in den kleinen Städten sauber und gepflegt ist, „man kann dort essen gehen und sogar ein einheimisches Weißbier „Red Panda“ trinken.  „Die Menschen sind sehr aufgeschlossen Ausländern gegenüber“ konnten sie erfahren. 

Volkssport sind Bogenschießen und Dart

Sie beobachten die Bhutanesen bei ihrem Volkssport, dem Bogenschießen, das aus einer Entfernung von 140 Metern (!) zur Scheibe absolviert wird, selbst beim  Dartspiel fliegt der Pfeil  im Laufen aus 25 Metern. Es sind außergewöhnliche Menschen, selbst der König hat schon den Snowman Trek erfolgreich absolviert, berichten die Reisenden.