Künstlerin Eve Nohl hat die Welt gesehen, zu Hause angekommen ist sie im Chiemgau
Wer Eve Nohl zu Haus besucht, spürt und sieht sofort, dass er in einem Künstlerhaushalt ist. Das Auge kann die vielen kreativen Bilder und Gegenstände gar nicht so schnell erfassen und verarbeiten.
Die vielseitige Künstlerin erzählt, wie sich ihr Lebensweg gestaltet hat und wie sich ihre Biografie von der Malerei bis zu ihrer heutigen Leidenschaft dem bildnerischen Gestalten und der Entwicklung von ganz besonderen und anspruchsvollen Computerspielen entwickelt hat.
Von der Fraueninsel gleich nach New York
Nachhaltig geprägt haben die Künstlerin die vier Jahre Lebenszeit in New York.
Geboren und aufgewachsen in München ging sie nach dem Schulabschluss nach New York, um an der berühmten Parsons School of Design in Greenwich Village Kunst und Design zu studieren. Der Schulbesuch im Internat auf der Fraueninsel stand schon sehr im Kontrast zum Leben in New York, zuerst fehlten ihr die Freunde aus der Heimat, aber „mit der Zeit taucht man ein in die Stadt und wird ein Teil davon“. Eve Nohl erinnert sich gern an diese spannende Zeit, sie ist oft umgezogen, hat gejobbt , hat in WGs in alten Fabrikgebäuden gewohnt „noch mit den Außenaufzügen an den Backsteinwänden, die man aus alten Filmen kennt“, bis sie mit einer Freundin eine eigene Wohnung in Jersey bekam, mit Blick auf die Skyline von Manhattan, schwärmt sie.
Als Eve Nohl nach dem Studium in New York nach München zurückkehrt, musste sie feststellen, dass ihr die Stadt zu klein geworden war.
Die Lösung suchte sie auf einer Reise nach Asien, wo sie sich über ihren weiteren Berufsweg klar werden wollte. Fest stand, dass sie es als junge Designerin schwer haben würde, in der Modebranche Fuß zu fassen.
In Thailand in der Hängematte liegend fasste sie den Entschluss „ich will jetzt einen einträglichen Beruf “, was in der Modebranche in der Anfangszeit schwierig gewesen wäre.
Zwischenstation in Berlin
Dafür führte Eve Nohl der weitere Lebensweg 1988 nach Berlin.
Berlin ein Jahr vor der Maueröffnung war ebenfalls eine spannende Zeit, erinnert sie sich. Sie beschloss den Beruf der Cutterin zu erlernen. Die Studioluft war ihr schon aus Kindertagen bekannt, da ihr Vater im Synchronbereich arbeitete und seine Tochter oft mit ins Studio nahm. Sehr erfolgreich konnte sie als Freiberufliche in der Filmproduktion sowie auch als Grafik Designerin nach der Ausbildung arbeiten. Dass die beiden Ausbildungen ihr für spätere Projekte sehr hilfreich waren, konnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Vorerst wurde gependelt zwischen Berlin und München und wie es das Schicksal so wollte, lernte sie bei einem Besuch ihrer Freundin in Gstadt –der Freund des Freundes der Freundin- ihren Mann kennen.
1996 wurde geheiratet und das Ehepaar Eve und Andreas Nohl bekamen zwei Kinder, eine Tochter, heute 22 Jahre und einen Sohn, jetzt 15 Jahre alt. Inzwischen wohnte das Ehepaar in Schleching über der Arztpraxis des Mannes, bevor sie im Jahr 2000 in ein neues Haus umziehen. Hier hat Eve Nohl viel selbst umgebaut und gestaltet.
Schon als Kind hat Eve Nohl ihre Liebe zur Malerei entdeckt, dass ihr auch das Gestalterische liegt, ergab sich bei dem Besuch eines Töpferkurses, wo sie sich nicht an die Vorgaben der Kursleiterin halten und lieber mit einem Klumpen Ton selbst experimentieren wollte.
Alle Skulpturen bekommen eine Seele
Daraus ist eine Leidenschaft geworden, heute arbeitet Eve Nohl überwiegend mit Ton und Gips, bedient sich aber auch vieler anderer Materialien wie Holz, Eisen, Pappe und Wachs, um Grundmodelle für ihre wunderschönen und kreativen Bronze- Skulpturen zu erschaffen..
Eve Nohl liebt ihre außergewöhnlichen Figuren und erzählt „ alle Skulpturen bekommen eine Seele einhaucht“ was der Betrachter der Kunstwerke auch wirklich spüren kann.
Eve Nohl hat sich schon mit einem Computer beschäftigt, als das noch gar nicht so angesagt war. Hat sich ihr Wissen autodidaktisch von online Lehrgängen und Tutorials beigebracht und sah darin einen guten Ausgleich zum Wirken und Arbeiten mit den Händen. Es machte ihr Freude Ideen, zum Beispiel mit der Software von „Photoshop“ digital umzusetzen. Hier kam ihr das Wissen aus dem Studium in New York zu Hilfe, nämlich die Kenntnisse von den richtigen Proportionen und Farben für ihre fantasievollen Figuren, die nicht von dieser Welt sind, aber anrührend in ihrer Ausstrahlung.
Computerspiele selbst entwickelt
Eve Nohl erzählt von einem grauen Tag im Februar 2014, als sie selbst auf der Suche nach einem kniffligen und anspruchsvollen Computer Spiel war und nichts fand, wurde bei ihr die Idee geboren, selbst ein Computer Spiel zu entwickeln.
Es entstanden „LEAVES 1 & 2 und SOLAR GARDEN“, eine Reihe von Puzzle Adventure Spielen. Hier konnte sie eine Auswahl ihrer Skulpturen präsentieren und für den Betrachter erfahrbar machen.
Der Spieler wird in eine geheimnisvolle Traumwelt entführt und kann auf einer Abenteuerreise durch einen kunstvollen und bizarren Kosmos herausfordernde Aufgaben lösen.
Bis auf die Programmierung hat Eve Nohl alles selbst gemacht und konnte dabei auf die Ausbildung und die Arbeit in Berlin zurückgreifen. Im Frühjahr 2017 fand sie den weltweit bekannten Publisher „Daedalic Entertainment“, der ihre Spiele veröffentlichte und in zwölf Sprachen übersetzen ließ. Aufgrund dieser positiven Entwicklung, den guten Kritiken und dem großen Spaß den Eve Nohl bei dieser Arbeit hatte, will sie noch ein weiteres Spiel aus ihrer Fantasie holen.
Der Titelsong der Spiele wurde von einem internationalen Künstler und doch ganz regional komponiert, nämlich von Gary Marlowe, Musiker, Komponist und Produzent mit einem Tonstudio in Schleching.
Im Kopf, im Herz und in der Seele von Eve Nohl stecken nicht nur die Ideen für Skulpturen, Digital Art und Computer Spiele, auch eine schriftstellerische Ader fließt. Gelesen werden können drei Geschichten, eine Biografie über „Das Komma“, eine kleine Geschichte über „Wünsche und das Wünschen“ und eine fantasievolles Kinder-Bilderbuch auf der Internetseite von Eve Nohl.
Auf die Frage „was hat Sie im Leben am stärksten beeinflusst?“ antwortet Eve Nohl „es war die Zeit in New York am Anfang meines Berufsleben, dort hat mich das freie Denken geprägt und das Interesse und die Aufgeschlossenheit Dinge neu zu probieren“.
Verraten hat die Künstlerin auch eine weitere Idee. In ihrem Kopf gibt es eine Geschichte für ein Buch. Eine Skulptur für eine Protagonistin (auf dem Foto rechts neben ihr) gibt es schon, wahrscheinlich geht Eve Nohl mit ihr auf eine fantasievolle Reise in ferne Welten und vielleicht werden darin auch die beiden charaktervollen Ziegen (Bronze-Skulpturen in der Wand) und der Pegasus in ihren Händen zum Leben erweckt.