Eine junge Familie managt den Gasthof Zellerwand
Zu Zeiten des Märchenkönigs Ludwig II. begann der erfolgreiche Weg des Gasthofes Zellerwand in Schleching-Mettenham. Erbaut wurde das inzwischen denkmalgeschützte Haus 1853 vom Uhrmachermeister Wolfgang Rappl, der 26 Jahre die Wirtschaft führte, bevor sie im Jahr 1888 von Alois Birner übernommen wurde und bis heute im Familienbesitz ist. Vor 33 Jahren übernahm Eva-Maria Müller, geborene Birner das Anwesen, seit 2008 wird das Haus von ihrem Sohn Dominik Müller und seiner Frau Angelika in fünfter Generation geführt.
Wo die Liebe hinführt….
Angelika Müller hatte eigentlich ganz andere Berufspläne, sie hat zwei Berufe gelernt, Restaurantfachfrau und Köchin in einem fünf Sterne Hotel in Ischgl. Nach der Ausbildung wollte sie Karriere in der Spitzengastronomie machen, vielleicht auf einem Luxuskreuzfahrtschiff. Doch das Schicksal und die Liebe zeigten andere Wege auf. Am Arbeitsplatz in Ischgl lernte sie Dominik Müller kennen, der ebenfalls eine Ausbildung als Koch dort absolvierte. Im Sommer arbeiteten dann beide im Gasthof Zellerwand, im Winter in Ischgl. 2003 wurde geheiratet und die Karrierepläne der beiden geändert zugunsten des Familienunternehmens.
2007 wurde der erste Sohn Marinus geboren, es folgten in kurzen Abständen, die Söhne Benedikt, Tobias und 2012 Tochter Sissy.
Ab 2008 ist der Gasthof in der Regie von Dominik & Angelika Müller
In die Zeit der Familiengründung mit vier Kindern fiel auch die Entscheidung 2008 den Gasthof von der Mutter Evi zu übernehmen. Entscheidungen über die Ausrichtung des Gasthofs mussten getroffen werden. Die Erfahrungen des Ehepaars in der gehobenen Gastronomie in Österreich und Deutschland bei Sterne- und Haubenköchen warf die Frage auf „ sollten diese Kenntnisse jetzt im eigenen Unternehmen umgesetzt werden?“ Beide entschieden sich für die ins Umfeld passendere Lösung mit einer regionalen alpenländischen Küche mit vielen Produkten von heimischen Alm- und Demeterbauern.
Dass diese Entscheidung goldrichtig war, zeigen die vielen Auszeichnungen und Prämierungen, die sie bis heute erhalten.
Es passt in die Firmen-Philosophie der beiden Gastwirte, dass sich Familien mit Kindern in ihrem Gasthof besonders wohlfühlen. Im Sommer steht der Spielplatz an der neuen hinteren Terrasse zur Verfügung, der bei den Kindern wegen dem Trampolin und Fußballplatz sehr beliebt ist. Auch die Camper vom gegenüberliegenden Platz kommen gern jeden Tag, da die Gastronomen darauf achten, dass die Preise im finanziell erschwinglichen Rahmen auch für Familien bleiben.
In dem inzwischen renovierten Saalanbau von 1938 finden oft Veranstaltungen der Gemeinde, der Vereine, das legendäre Starkbierfest, runde Geburtstage, der Kärntner Schmankerl-Abend Hochzeiten und besondere Events statt. Hierbei können die beiden Gastronomen ihr Können aus der Spitzengastronomie einbringen, wenn es gewünscht wird.
Die älteste Gaststube im Chiemgau
Neben der Terrasse im Sommer ist das Herzstück des Gasthofes besonders im Winter die Gaststube. Es ist die wahrscheinlich älteste im Original von 1853 erhaltene Stube im Chiemgau. Angelika Müller berichtet, die Gäste sagen oft, die Stube strahlt eine besondere Energie aus! Sie fragen sich „wer mag alles schon an den gut erhaltenen über 150 Jahre alten Tischen gegessen haben?“ Die gemütliche Wärme aus dem Kachelofen, die liebevollen Dekorationen, die heimelige Wandvertäfelung tragen sicher dazu bei, dass sich der Gast sofort wohl fühlt. In der Stube kann für den Abend nicht reserviert werden, die Gäste werden an den großen Tischen zusammengesetzt, wie sie kommen. Die lockere und angenehme Atmosphäre schafft es, dass sich die unterschiedlichsten Menschen in anregenden Gesprächen wiederfinden. „Wir haben 80 Prozent Stammgäste“ erzählt Angelika Müller, „das sind viele Einheimische, Touristen und Sportler“, „besonders auch Radlfahrer und Kraxler von der gegenüber liegenden Zellerwand“ ergänzt ihr Mann. Auch berühmte Gäste kann der Gasthof vorweisen, so kehrte im Jahr 1926 Kronprinz Rupprecht von Bayern hier ein aber auch ein breites Spektrum von Prominenten der Gegenwart, wie Herbert von Karajan, Altbundespräsident Horst Köhler, der Extrem-Kletterer Alexander Huber, Otto Waalkes, Stefanie Hertel und Campino, der Frontmann von den Toten Hosen, um nur ein paar zu nennen.
Alles hört sich nach sehr viel Arbeit an und der Leser wird sich fragen, wie man das mit vier kleinen Kindern schaffen kann?
Dazu passt die Vita von Angelika Müller, sie ist als Älteste von sechs Geschwistern und ist auf einem Bergbauernhof auf 1100 Metern Höhe im Lesachtal in den Lienzer Dolomiten aufgewachsen. Schon mit acht Jahren musste sie die jüngeren Geschwister versorgen, während ihre Mama mit der Sense am Berg unterwegs war. Der Weg zur Schule im Tal war beschwerlich, morgens eine Stunde runter, Nachmittags eine Stunde wieder herauf. „Das bringt eine gute Grund-Kondition fürs Leben“ kommentiert sie lachend. Die Eltern erzählen, dass ihre Kinder es lieben, mitzuhelfen beim Aufbau für die vielen Feste und auch am nächsten Tag beim Aufräumen, um vielleicht einen „Fünfer“ unter den Tischen zu finden. Bei den Veranstaltungen sind sie gern am Anfang dabei, um das bunte Treiben zu beobachten, Tochter Sissy ist immer am meisten auf die Braut bei den Hochzeiten gespannt.
Das Familienleben hat sich schon über Generationen zum Teil im Gasthaus abgespielt, so können sich viele Gäste noch an den Opa Alois erinnern –ein König Ludwig Fan- der auch im hohen Alter gern bei den Gästen saß und über die Berg- und Klettertouren fachsimpelte. Liegt doch die Namensgeberin „Zellerwand“ mit einem breiten Routenspektrum für Kletterer genau gegenüber. Auch dem Prädikat „Bergsteigerdorf Schleching“ hat sich Familie Müller angeschlossen, es entspricht in den Werten genau ihrer Einstellung.
Entspannung zum harten Alltag in der Küche und im Service findet die Familie mit ihren vier Kindern zum Teil beim Sport und zum Teil bei der Musik.
Die musikalische Seite hat Angelika mitgebracht, sie kommt aus einer Familie, bei der jeder mindestens zwei Instrumente spielt, die Schwester hat am Mozarteum in Salzburg studiert und ein Bruder hat eine eigene Band, mit der er auch gern beim Kärntner Schmankerlabend in der Zellerwand auftritt. Angelika hat zehn Jahre Klarinette in einer Kapelle gespielt, sie hat die Begabung an ihre Kinder weitergegeben. Der älteste Sohn Marinus spielt ebenfalls Klarinette, Benedikt Tenorhorn und Schlagzeug, Tobias Trompete und Sissy die steirische Harmonika.
Im Winter geht Dominik mit seinen Kindern gern auf Skitouren, im Sommer bleibt nicht viel Zeit für Sport, aber beim Mountainbiken und Klettern sieht man sie doch öfter.
Aber im Sommer auf der schönen Terrasse und im Winter in den gemütlichen Gaststuben warten die Gäste gern auf ihre Lieblings-Gerichte, wie den Krusten- oder Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln, wobei sie sich schon vorher an dem beliebten Salatbuffet bedienen können, das unter der Regie der Auszubildenden Vivian steht, die für Abwechslung und Farbe sorgt. Auch Vegetarier haben hier ihre Leibspeisen, wie Steinpilzravioli, Schlutzkrapfen oder Spinatstrudel. Aber Stammgäste wissen, dass sie sich auf jeden Fall noch Platz lassen müssen für eine Dessert; denn da kommt Angelikas Spezialität die „Topfenknödl“ aus ihrer Heimat ins Spiel, die man –einmal probiert- nicht auslassen kann. Seit ein paar Jahren ist auch noch köstliches, selbsthergestelltes Eis dazu gekommen.
Beim Ehepaar Angelika und Dominik Müller spürt man, sie sind Vollblut-Gastronomen und Angelika bestätigt, dass sie ihre schon mit 15 Jahren entschiedene Berufswahl nie bereut hat.