Musik an einem besonderen Ort

Cello trifft Harfe auf dem Streichen

Die St. Servatius Kirche auf dem Streichen – dieser besondere Ort liegt 814 Meter hoch über dem Tal der Tiroler Achen in der Hochgebirgswelt der Chiemgauer Alpen und es  ist es ein historisch  bedeutender Platz. 

Der Name Streichen kommt von „Strichen“ und bedeutet „Übergang, Saumpfad“, Alpenübergang – und genau das ist dieser Platz schon seit Jahrhunderten. Prähistorische Funde aus der späten Bronzezeit (um 900 v.Chr.) zeugen von einer sehr frühen Besiedelung. 

Das besondere Konzert

Schon bei dem ersten gemeinsam gespielten Stück von Antonio Vivaldi „Sonate a-moll RV 44“ spürten die Zuhörer in der kleinen St. Servatius Kirche auf dem Streichen, dass ihnen mit Silke Aichhorn an der Harfe und Mathias Johansen mit dem Violoncello ein ganz besonderer Abend gegönnt war. 

Mathias Johansen aus Feldkirch erzählte, dass er schon die Anfahrt sehr genossen habe und dieser außergewöhnliche Ort eine besondere Magie verströmt. Diese Magie brachte er in seinem Solo von Johann Sebastian Bach „3.Suite in C-Dur“ perfekt zum Ausdruck. 

Über  den in Norwegen aufgewachsenen Mathias Johansen ließe sich viel berichten, hier ein kleiner Ausschnitt:  2016 wurde er als  einer der jüngsten Cello Professoren an das Vorarlberger Landeskonservatorium berufen und ist  fast rund um den Globus unterwegs. Festivals und Tourneen in Island, Spanien, Japan, Norwegen, Belgien und Österreich, er konzertierte als Solist unter anderen in der Berliner Philharmonie und in Hamburg in der Laeiszhalle um nur über  wenige Glanzpunkte zu berichten. 

Was macht das Konzert mit Mathias Johansen zu einem individuellen Erlebnis?

 In seiner  Interpretation der Werke der Komponisten bringt er seine Emotionen und sein Seelenleben zum Ausdruck. Der Zuschauer kann hören und sehen, wie Mathias Johansen förmlich verschmilzt mit den Tönen und seinem Violoncello. Er schaut beim Spielen nicht auf die Noten, an seiner Körperhaltung und dem Gesichtsausdruck  sieht und spürt man, er ist ganz weit weg in den Klängen seiner Musik.

Silke Aichhorn will das Image der Harfe neu definieren  

Auch über die Harfenistin Silke Aichhorn ließe sich viel berichten,  sie ist weltweit unterwegs, neben Konzertauftritten  in Europa, war sie in Hongkong, Brasilien, Australien, Thailand, Japan und den USA zu Gast. Zu Uraufführungen beim Weltharfen-Kongress 2014 in Sidney und 2017 in Hongkong. 

Ihr großes Anliegen ist es, das Image der Harfe neu zu definieren. So erklärt sie den Zuhörern wie kompliziert eine Harte mit sieben Pedalen zu spielen ist  und nicht nur das Spielen ist eine Herausforderung, auch der jeweilige Transport dieses optisch wunderschönen Instrumentes zum Ort des Geschehens ist kompliziert. So war  der  Transport zu diesem Konzert auf dem holprigen Weg hinauf zum Streichen eine Herausforderung. 

Genießen konnten die Zuhörer Stücke von Ludwig van Beethoven und Franz Schubert von den Künstlern als Duo. 

Nach einer Pause spielten die Musiker  von dem  im Achental angesiedelten Komponisten Franz Strauss das Stück Nocturne op. 7, das eigentlich für Horn geschrieben wurde, aber auch in dieser Interpretation interessant war. 

Silke Aichhorn berichtet von dem Komponisten Gabriel Piernè, dass er ein Wettbewerbsstück für Harfen  für eine Prüfung schreiben sollte, in dem alle Schwierigkeiten, die ein Abschlussschüler können muss, berücksichtigt sind. Diesem Harfen-Solo stellte sich Silke Aichhorn mit „Impromptu caprice op. 9, was sie sehr konzentriert, aber mit großer Bravour meisterte. 

Bei dem letzten Stück von Gioachino Rossini „Allegro agitato“ berichteten die Künstler humorvoll, dass Rossini zwei Leidenschaften hatte, das Kochen und das Essen und dass überliefert wurde, dass er nur zweimal in seinem Leben geweint hätte, einmal als seine Mutter starb und einmal als ein getrüffelter Truthahn auf der Seine über Bord ging. Die Zuhörer sollten sich bei dem Stück eine hysterische Operndiva vorstellen, Silke Aichhorn zeigte auf ihren Kollegen und lachte bei dem Hinweis „er macht die Diva“!

Natürlich wollten die Zuhörer die Künstler nicht ohne Zugabe gehen lassen und wurden beglückt mit dem zu Herzen gehenden Stück „Der Schwan“, der dieses außergewöhnliche Konzert perfekt abrundete.

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